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MANNING - "ANSER'S TREE"
BY
Joe  (ANCIENTSPIRIT German Site)

Irgendwie schon etwas peinlich - da schickt das Label Progrock Records eine neue CD von MANNING und legt das Info von der 2004er CD "A Matter of Life and Death" bei! Aber zum Glück gibt's ja das Internet, und so konnte ich mich doch noch etwas über den Hintergrund dieser Scheibe informieren, schließlich haben mich die Songtitel mit Personennamen und Jahreszahlen schon sehr neugierig gemacht. Zunächst aber zu Guy Manning, dem Protagonisten hinter "Anser's Tree", der vielleicht dem einen oder anderen durch seine diversen Soloalben (ich glaube es waren bislang sieben an der Zahl) sowie zuletzt mit seiner Beteiligung bei den Prog-Gods THE TANGENT bekannt sein dürfte. Guy selbst war für den Großteil der Instrumentalarbeit & Vocals verantwortlich, hat die meisten Lyrics & Songs selbst geschrieben und auch das Konzept ausgearbeitet. Bei jenem hat Guy Manning einen fiktiven Stammbaum zu Papier gebracht, nach dem verschiedene Lebensläufe der Familie Anser über die Jahrhunderte beleuchtet werden. Pro Song gibt es einen kurzen Text mit Hintergrundinfos zur jeweiligen Persönlichkeit und ergänzt sich damit sehr gut mit den Lyrics. Mit dem 7-minütigen "Margaret Montgomery" geht es dann gleich fantastisch los, sehr folk-rockig und ganz im Stil von JETHRO TULL, mit Flöten, Geigen und Akustikgitarre sowie Guy's melancholischem, eigenwilligem Gesang. Man könnte hier fast von einem Ohrwurm sprechen, so unverschämt eingängig geht Guy Manning hier zu Werke. Etwas komplexer und rockiger wird's beim nachfolgenden "Jack Roberts", mit verstärktem Synth- und E-Gitarren-Einsatz, obwohl auch hier Flöten und Akustik-Klampfen eine leicht folkige Stimmung vermitteln. Für einen besonderen Klangtupfer sorgt gegen Ende des Stücks ein schönes Saxophon-Solo. "William Barras" ist dann mit 15 Minuten das längste Stück auf "Anser's Tree", und entsprechend vollgepackt wurde der Track, besticht durch lange Instrumental-Passagen und eine stilistische Vielfalt, wie man es von derartigen Prog-Longtracks gewohnt ist. Weiter geht es mit "Diana Horden" mit einer relaxten, stellenweise gar südländisch anmutenden Atmosphäre, und auch das nachfolgende "Joshua Logan" vermittelt eher eine unbekümmerte Grundstimmung, handelt dieses Stück doch vom unbändigen Wissensdurst eines Kindes und warum alles so ist, wie es ist. Wirkt musikalisch (vor allem die Gesangslinien) stellenweise tatsächlich etwas kindlich und gefällt mir daher nicht so gut. Mit 12 Minuten folgt in Form von "Prof. Adam Logan" das zweitlängste Stück, das zu Beginn durch den permanenten Saxophon-Einsatz vielleicht etwas jazzig klingt, sich im weiteren Verlauf aber zu einem überaus eingängigen Hammer-Song entwickelt. Den Abschluss bildet "Dr. Jonathan Anser", ein spannend aufgebauter 7-Minüter, der sich kontinuierlich steigert und "Anser's Tree" perfekt abrundet. Ein wirklich schönes und extrem abwechslungsreiches Album, das anfangs vielleicht ein bißchen konfus wirkt (aber welche gute Prog-Scheibe tut das nicht J), sich aber mit jedem Durchgang entwickelt und von mal zu mal besser und zugänglicher klingt. Für Prog- und TULL-Fans, die sich auch für unbekanntere Künstler fernab von SPOCK'S BEARD oder ARENA interessieren, auf jeden Fall lohnenswert und ein kleiner Geheimtipp!

Joe, 10 Punkte